Briefmarkensammeln - ein faszinierendes Hobby

Philatelie – ein anspruchsvolles Hobby

 

Heute - genauso wie früher - beginnt das Interesse an Briefmarken meistens mit einem Brief, oft aus dem Ausland, frankiert mit großen und bunten Marken, die so auffallend sind, dass man sie genauer anschaut. Man hebt das gute Stück auf, und der nächste Schritt ist dann die Suche nach Quellen, die einen mit weiteren Marken und Umschlägen versorgen können.

 

Noch zu Anfang unseres Jahrhunderts konnte man die Marken der ganzen Welt sammeln, von Albanien bis Zululand. Doch das ist heute einfach unmöglich, denn inzwischen sind weit über 600 000 Briefmarkenausgaben in allen Ländern der Erde erschienen und täglich kommen neue hinzu. Das ist eine Zahl, die eine komplette Weltsammlung zu einer Utopie macht. Deshalb sollte man sich zu einer Eingrenzung entscheiden, sobald man sein erstes Einsteckbuch gefüllt hat.

 

Am einfachsten ist eine Ländersammlung. Viel spricht dabei für das eigene Land, weil die Marken am leichtesten zu beschaffen sind. Aber auch „Deutschland" ist ein noch viel zu großes Sammelgebiet. Man sollte den Umfang noch weiter beschränken und sich nach den eigenen Vorlieben, aber auch dem Geldbeutel, mit bestimmten Teilgebieten oder Zeitabschnitten (z. B. ab der Wiedervereinigung 1990) befassen.

 

Eine weitere Sammelform, die unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet und bei der man sowohl immer als auch nie „komplett" ist, denn man bestimmt den Umfang selbst, ist das Sammeln von Briefmarken nach Themen oder Motiven. Statt chronologisch die Ausgaben eines Landes zu sammeln, werden hier Marken nach bestimmten Motiven oder Sachaussagen zusammengetragen: Geschichte, Geographie, Musik, Botanik, Malerei, Sport usw., um nur einige Themenbereiche aus einer nahezu unbegrenzten Zahl von Möglichkeiten zu nennen. Es gibt kaum noch einen Bereich unseres täglichen Lebens, der nicht auf einer Briefmarke zum Thema gemacht wird.

 

Man kann also seine eigenen Neigungen, wie die zur Musik oder zum Sport, mit der Liebe zu Briefmarken verbinden. Aber auch bei einer thematischen Sammlung sollte man sich nicht damit begnügen, Marken eines bestimmten Motivs nur zusammenzutragen, man sollte sich auch schon mit den Inhalten auseinandersetzen und sie entsprechend zusammenführen, ordnen. Zwangsläufig wird dadurch das eigene Wissen vergrößert, werden Spezialkenntnisse erworben, ohne die das Sammeln auf die Dauer auch nicht befriedigen kann. Ohne Wissen geht es nicht! Dieser Grundsatz gilt vor allem für den Briefmarkensammler.

 

Literatur gehört zum Briefmarkensammeln wie das Salz in der Suppe

Zur Bestimmung und Einordnung ist zunächst einmal der Katalog eine wichtige Unterlage, in dem chronologisch alle Briefmarken eines Sammelgebietes aufgelistet und mit Preisen bewertet sind. Neben diesen Briefmarkenkatalogen für alle Länder der Erde, die es zum Teil in sehr einfacher Form gibt, erscheinen für die Marken einer Anzahl von Ländern Spezialausgaben, die Besonderheiten bei Wasserzeichen, Zähnungen, Abweichungen im Markenbild und vieles mehr aufführen. Ganz Fortschrittliche sammeln heute mit Computerunterstützung. Es gibt Programme mit Katalogdateien, mit deren Hilfe man sich auch seine Bestands- und Fehllisten ausdrucken kann; andere können bei der Gestaltung von Albumseiten verwendet werden und noch manches mehr.

 

Neben brandaktuellen Informationen veröffentlichen die Fachzeitschriften auch die in der ganzen Welt neu erscheinenden Briefmarken und Sonderstempel. Meist sind die Marken sogar abgebildet, so dass man schnell erkennen kann, wo eine Briefmarke für die eigene Sammlung, für das eigene Motivgebiet, herausgegeben wurde. Eigene Mitgliederzeitschriften, deren Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten sind, haben der Bund Deutscher Philatelisten mit der „philatelie" und die Deutsche Philatelisten-Jugend mit ihrer Publikation „Junge Sammler".

 

Damit ist das Literaturangebot für Briefmarkensammler aber noch lange nicht erschöpft. Es gibt kaum ein Hobby, in dem so eifrig geforscht wird wie in der Philatelie. Deshalb füllt philatelistische Literatur ganze Bibliotheken, auf die man im Bedarfsfall jederzeit zurückgreifen kann.

 

Postgeschichte - ein anspruchsvolles Sammelgebiet

In jedem Fall darauf angewiesen sind die postgeschichtlich interessierten Sammler, die gerne die Entwicklung der Post ihres Heimatortes oder ihrer Region von den Anfängen bis heute erforschen und dokumentieren möchten. Dabei sind die Briefmarken nicht allein auf weiter Flur. Sie bilden bei dem ernsthaften Sammler nur einen Teil des Sammelguts, das unter dem Oberbegriff „Briefmarken" läuft. Dazu gehören auch komplette Briefe, Karten, Formulare mit Wertzeicheneindruck sowie Post- und Freistempelabdrucke. Echt gelaufene Briefsendungen mit oder ohne Briefmarken strahlen für den Sammler einen ganz besonderen Reiz aus und sollten Bestandteil jeder Briefmarkensammlung sein.

 

Sind Briefmarken die „Aktien des kleinen Mannes"?

Bei Ratschlägen für Kapitalanlagen in Illustrierten werden häufig auch Briefmarken als mögliche Geldanlage genannt. Als Beispiel für die Richtigkeit dieses Ratschlages werden dann stets die „Stars" aus der Zeit kurz nach der Währungsreform genannt, die in der Tat eine enorme Wertentwicklung hinter sich haben. Das ist aber eine zeitbedingte Ausnahmeerscheinung. Als diese Marken am Postschalter erschienen, war das Geld außerordentlich knapp und niemand dachte an den Kauf „überflüssiger" Briefmarken. Die wenigen Briefmarken, die trotzdem gekauft wurden, sind heute natürlich knapp und damit relativ teuer. Solche Preissteigerungen werden sich nicht wiederholen, dazu sind die Auflagen der Neuausgaben viel zu hoch.

 

Warum aber muss ein Vergnügen, das man sich gönnt, unbedingt noch zusätzlich Geld einbringen? Für jedes andere Hobby gibt man auch Geld aus, ohne dabei an eine Rendite zu denken, ob es sich um das Fotografieren handelt oder den Knatterspaß auf einer Harley Davidson oder um andere Vergnügungen. Beim Sammeln von Briefmarken sollte man grundsätzlich nichts Anderes erwarten. Wenn man dann doch neben dem „Spaß an der Freud" die Aussicht hat, bei einem Verkauf am Ende doch noch wieder etwas herauszubekommen, umso besser! Diese Chance kann keine andere Freizeitbeschäftigung der Welt bieten.

 

Briefmarkensammeln - einsam oder gemeinsam?

Das Sammeln von Briefmarken gilt als Beschäftigung für Individualisten, die sich üblicherweise im stillen Kämmerlein abspielt. Viel mehr Freude an seinem Hobby hat jeder Sammler aber, wenn er nicht „heimlich" sammelt, sondern sich Gleichgesinnten in einem Briefmarkensammler-Verein mit einem umfangreichen Dienstleistungsangebot anschließt. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es rd. 200 Briefmarkensammler-Vereine, in größeren Städten sogar mehrere. Bestimmt gibt es auch einen Verein in Ihrer Nähe. Wenn Sie daran interessiert sind, schauen Sie einfach ins Internet. Unter www.vdph.de finden Sie die Homepage des Verbandes der Philatelisten in NRW mit allen Informationen.

 

Ein Hobby von acht bis achtzig

Das Sammeln von Briefmarken gehört zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen unserer Zeit. Und wohl auch zu den sinnvollsten Betätigungen. Nahezu spielend wird ein aktuelles Wissen vermittelt. Gerade deshalb ist das Briefmarkensammeln für Jugendliche eine ideale Ergänzung des aktuellen Freizeitangebotes.

 

Die Beschäftigung mit der Briefmarke lenkt aber auch nachweislich ganz schnell ab von den Alltagsproblemen, vom Stress. Unsere älteren Mitmenschen hält Briefmarkensammeln geistig fit, es aktiviert ihre grauen Zellen und das garantiert ohne Nebenwirkungen. Gute Gründe Briefmarken zu sammeln!